Streaming erfreut sich als Form der Unterhaltung vor allem bei jungen Menschen schon seit Jahren an hoher Beliebtheit. Auf der Plattform Twitch kann sich jeder in verschiedenen Kategorien genau das anschauen, was er oder sie gerne mag. Oft geht es um Games, doch mittlerweile laden auch andere Sparten zum herumstöbern ein. Eines der seit Jahren beliebtesten Games auf Twitch ist «League of Legends». Ein Mann sticht dabei aus der Masse der League of Legends-Streamer heraus. Sein Name: Tyler Steinkamp, auch als «Tyler 1» auf YouTube und Twitch bekannt.
Aus der Provinz in die Stuben tausender Zuschauer
Tyler kommt aus New London, einem winzigen Dörfchen in Missouri in den USA. Zu seiner Zeit an der Universität als Informatik-Student spielte er American Football und begann mit den heute weltbekannten Live-Streams. Er spielt fast ausschliesslich das Game League of Legends, was seine Fans hin und wieder mal an den Rand der Verzweiflung bringt. Ein lautstarker Teil seiner Fanbasis mag es nämlich viel lieber, wenn er Variety-Streams (d. h. Streams von anderen Games oder Aktivitäten wie Wettbewerbe gegen seine Freundin) veranstaltet. In seiner Zeit als League of Legends-Streamer gab es bereits viele Höhepunkte, aber auch sehr schwierige Phasen. So war er stets als «Problemkind» der Szene bekannt, weil er oft sein Temperament nach stundenlangen Gaming-Sessions nicht mehr im Griff hatte. Er beleidigte seine Mit- und Gegenspieler, verliess aktive Matches oder versuchte auf andere Art und Weise, Spiele für andere zu ruinieren. Er führte zu einer Zeit sogar eine sogenannte «int list». Auf dieser führte er Spieler auf, deren Games er absichtlich vermiesen würde, wenn er sie erneut in einem seiner Teams haben sollte. Seine Art war nicht korrekt, grenzte ihn aber rasch von anderen Streamern ab und machte ihn unverkennbar. So kam er nach und nach zum Erfolg.

Tyler1 – ein unbelehrbarer Heisssporn?
Mit stetig wachsender Bekanntheit als Streamer wurden mehr Leute aus der LoL-Community auf Tyler und sein Verhalten aufmerksam. Es kursierten immer wieder Zusammenschnitte seiner Ausraster, welche von lustig-kurios bis hin zu gestört und verabscheuenswürdig rangierten. Auch heute noch sind viele Clips seiner Ausraster Teil der Meme-Kultur und tauchen auch ausserhalb von League of Legends-Kontexten auf. Im Jahr 2016 wurde der Druck der Community auf die Herausgeberfirma von League of Legends, Riot Games, so gross, dass ein lebenslanger Bann für «Tyler1» unvermeidlich erschien. Dieser ist bei Games generell sehr selten, da oft besondere Umstände vorliegen müssen. Und welches Unternehmen bannt denn gerne Kunden, die es mit ihren Einkäufen und besonders mit ihrer Reichweite mittragen?
Im April desselben Jahres war es trotzdem soweit: Tyler1 erhielt einen Bann mit offenem Ende. Dies zwang ihn dazu, in andere Games auszuweichen, weil er offenbar seine Aktivität als Streamer nicht aufgeben wollte. Hier entstand die Liebe seiner Fanbasis zu seinen Variety-Streams, denn in all den anderen Games schien Tyler mehr aufzugehen und Spass zu haben. In der Zwischenzeit veranstaltete er zudem sein eigenes League of Legends-Turnier, die «Tyler1 Championship Series» (kurz TCS). Dieses Turnier bot vielen Spielern ausserhalb der professionellen Ligen eine Chance, sich zu profilieren. Die rohe Art und Weise, wie das Turnier von Tyler veranstaltet, animiert und kommentiert wurde, führte es über zwei Austragungen zu einem Erfolg. So war er nach wie vor in der Community involviert, ohne das Spiel selbst spielen zu müssen.
Die glorreiche Rückkehr nach dem Bann
Tyler hatte rund eineinhalb Jahre nach seinem Bann grosses Glück. Es geschah etwas, womit er und vermutlich viele andere nicht gerechnet hätten. Es wurde ihm verziehen. Riot Games bestätigte nach einigem Hin und Her, dass er auf Jahresbeginn 2018 League of Legends wieder livestreamen dürfe. Dies aufgrund seines Engagements für die Community, aufgrund der Besserung seines Charakters und auch weil seine Fans ihn je länger je mehr wieder ihr Lieblingsspiel spielen sehen wollen. Daraufhin machte sich Tyler daran, seine Rückkehr zu planen. Diese feierte er, indem er sich als sein Lieblingscharakter, Draven, verkleidete. Sein erster Stream nach der Pause von League of Legends brach auf Twitch gleich einen Zuschauerrekord. Die Fans waren aus dem Häuschen, weil sie ihren Streamer wieder so sehen konnten, wie sie ihn ursprünglich kannten. Und so ist es bis heute immer noch. Tyler streamt an Wochentagen jeden Tag, wie er League of Legends spielt. Er hat sich dabei aktuell zum Ziel gesetzt, in jeder der fünf Rollen in League of Legends die oberste Stufe der kompetitiven Leiter (Challenger) zu erreichen. An einem durchschnittlichen Abend schauen ihm rund 15’000 Fans zu.

Tyler1 auf Twitch – ein Phänomen
League of Legends-Streams mögen für Aussenstehende nicht sonderlich aufregend sein, denn dafür sind Vorkenntnisse zum Spiel notwendig. Wer aber Glück hat und einen von Tylers nun wieder all zu seltenen Variety-Streams erwischt, erlebt Tyler1 als den Entertainer, wie alte Fans ihn lange kennen. Heutzutage überzeugt Tyler mit seiner energischen Art, seinen lustigen Geschichten (z. B. über sein zusammenbrechendes Auto, welches er liebevoll «Red Rocket» nennt), Sprüchen über sich und andere Streamer und mit Tiraden über Riot Games. Dazu kommen lustige wiederkehrende Segmente wie seine 4th of July-Streams, die Parodien seines Lebens in Videoform («A day in the life of Tyler1») und unregelmässige Überraschungen wie der «T1 Money Match» oder Auftritte in der nordamerikanischen League Championship Series (LCS). Wer ihm eine Weile zusieht weiss, dass man es hier mit einem geborenen Entertainer zu tun hat. Klar kommt seine alte Art hier und da mal wieder zum Vorschein. Dies aber nie mehr in dem Masse, wie es vor seinem Bann geschehen ist. Und in gewissen anderen Lebensbereichen kann man ihn sich sicherlich auch zum Vorbild nehmen, denn er erzählt regelmässig von seinen sportlichen Aktivitäten und davon, dass er keinen Alkohol und keine Drogen konsumiert.
Never forget: If you drink alcohol, you’re depressed and a loser!
Tyler1 in seinem YouTube-Video «Tyler1 Top Lane: Wukong New Main?»
Wer Tyler1 als League of Legends-Fan noch nicht kennt, hat etwas verpasst. Aber auch traditionelle Medienkonsumenten können ihren Horizont erweitern, indem sie mal bei Tyler im Stream vorbeischauen. Eine Empfehlung im Voraus: Unbedingt die Lautstärke des Abspielgeräts runterdrehen. Bei so viel Hype entsehen gerne Ohrenschäden.
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